

Zum ersten Mal waren 40 Schülerinnen und Schüler von der „Deutschen Schule Istituto Ballester“ in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires nach Deutschland gekommen. Begleitet von den zwei Lehrerinen Evelin Koch und Maiken Baum ihrer Schule hat die Schülergruppe zum Kennenlernen Deutschlands zuerst eine Rundreise von Bayern nach Berlin gemacht. Sodann sind sie zu ihren schon vorher festgelegten Gasteltern gekommen. Insgesamt war die Schülergruppe von Ende November bis Ende Januar in Deutschland.
Nach Eckernförde ist der sechzehnjährige Leopold Tocco gekommen. Denn die hiesige Spanischlehrkraft Ulrike Jacobs-Staack hatte sich sehr darum bemüht und für ihn mit der Familie Grothhusen eine sehr nette Gastfamilie für die Zeit gefunden, die ihm neben dem täglichen Schulunterricht Eckernförde und Schleswig-Holstein zeigte. Da Leopold schon ein sehr gutes Deutsch mitbrachte hat er den Schulunterricht in der Oberstufenklasse 11a der Peter-Ustinov-Schule mitgemacht.


Was ist ihm aufgefallen? Eigentlich gibt es nach seinen Beobachtungen kaum Unterschiede bei den beiden Schulen. Einiges gibt es aber doch: In Argentinien werden alle gedutzt, so auch die Lehrkräfte. Und während Fußball in seiner Heimat eine ganz wichtige Sportart ist, so ist Florball, der häufig im deutschen Sportunterricht trainiert wird, in Argentinien gar nicht bekannt. Und die Mittagspausen werden meist in der Mensa verbracht, in seiner Schule bringt man sich Essen mit, es gibt dort Mikrowellengeräte zum Wärmen.
Ansonsten gibt es viele Ähnlichkeiten, so das Quelleninterprätieren, AG`s gibt es nachmittags, Nacharbeitszeiten gibt es auch. Und die Schule läuft meist bis 16.30 Uhr. Er hat sich sehr wohl in der PUS und in seiner Gastklasse gefühlt und zuletzt mit ihnen gebacken.
Sein Hobby Modelleisenbahn konnte er auch hier in Eckernförde in einer Schul-AG weiter verfolgen. Das Miniaturwunderland in Hamburg war daher auch eines der vielen Höhepunkte seines Aufenthalts in Norddeutschland. Seine Gastfamilie war mit ihm sogar in Dänemark und an der Nordsee ebenso wie in Laboe beim Marineehrenmal und dem Museums-Uboot. Schloß Gottorf und Haithabu standen natürlich auch auf dem Besuchsprogramm.
Interessant waren für Leopold die Besuche verschiedener Weihnachtsmärkte, die er ziemlich gemütlich und schön passend dekoriert empfand, die es in Argentinien nicht gibt, denn dort ist ja zu dieser Zeit Hochsommer.
Er hat interessanterweise auch erstmals Fischbrötchen in Eckernförde kennen gelernt und sie gerne gegessen, obwohl Argentinien eigentlich auch eine lange Seeküste und eine Fischindustrie hat. Überrascht war er auch über die Vielfalt der Brote und Brötchen in den Bäckereien, „sie sind alle sehr lecker“. Und die vielen Angebote von gut schmeckender Wurst und Fleisch waren auch überraschend für ihn, wo sein Heimatland doch eigentlich die größte Menge von Fleisch habe soll. Lübecker Marzipan ist prima, aber Lakritz aller Sorten waren nicht seine Geschmacksrichtung, so was gibt es nicht bei ihm zuhause.
Warum spricht er so gut Deutsch? Wie so viele Argentinier ist seine Familie aus Deutschland eingewandert. Ursprünglich aus Ostpreußen entstammend, gingt die Flucht am Kriegsende 1945 bis ins schleswig-Holsteinische Dorf Drage. Als sich alle Familienangehörige dort wieder zusammengefunden hatten und mit dem beginnenden Koreakrieg 1951ist die jetzt sechsköpfige Familie lieber weiter nach Argentinien ausgewandert. Daher werden auch nicht nur in ihrer Familie, sondern in der deutschen Bevölkerung Sprache und Sitten weiter gepflegt. So werden die Weihnachtslieder auf Deutsch gesungen und es gibt eine Deutsche Zeitung in Buenos Aires.
Text und Fotos: Michael Baum