“Zwischen Hoffnung und Verzweiflung – Wo stehen wir beim (inter)nationalen Klimaschutz?”
“Zwischen Hoffnung und Verzweiflung – Wo stehen wir beim (inter)nationalen Klimaschutz?”

“Zwischen Hoffnung und Verzweiflung – Wo stehen wir beim (inter)nationalen Klimaschutz?”

Von Jule Fricke (Geographieprofil 13c)

In einem Vortrag vor den Geographieprofilen der Oberstufe lieferte Dr. Tobias Bayr vom GEOMAR – Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung tiefe Einblicke in die drängenden Fragen des globalen Klimaschutzes. Die Leitfrage lautete: “Zwischen Hoffnung und Verzweiflung – Wo stehen wir beim (inter)nationalen Klimaschutz?”

Dr. Bayr betonte, dass die Erde durch menschliche Aktivitäten bereits um 1,2°C erwärmt wurde. Besorgniserregend sei dabei, dass das Land sich stärker erwärmt habe als die Ozeane. Er erklärte, dass die Erwärmung mit zunehmender Entfernung vom Äquator ansteigt, was bedeutende Auswirkungen auf verschiedene Regionen der Welt hat.

In Deutschland spüren wir die Konsequenzen des Klimawandels wie folgt: Niedrige Grundwasserstände, eine Verdreifachung der Hitzetage und steigende Meeresspiegel sind deutliche Anzeichen. Interessanterweise konnten durch Finanz- und Coronakrisen kurzfristig die CO2-bedingten Emissionen gesenkt werden.

Der Klimaforscher betonte, dass Klimaschutz auch Menschheitsschutz bedeutet. Ein Anstieg um 1,5°C im Vergleich zu 2°C kann einen erheblichen Unterschied machen. Ab einem bestimmten Punkt werden wir Menschen nicht mehr in der Lage sein, uns an die veränderten Umweltbedingungen anzupassen. Das Auslösen kritischer Kippelemente wie z.B. das Abschmelzen des Grönländischen Eisschilde wäre dabei irreversibel und hätte weitreichende Folgen.

Dr. Bayr sprach von der Notwendigkeit von mehr Klimaschutz als Klimaanpassung. Dazu nahm er eine Grafik zur Veranschaulichung. Die Grafik zeigt einen Autounfall mit zwei Autos, die mit 64 km/ h bzw. 80 km/h zusammenprallen. Die Grafik verdeutlicht, dass die Aufprallgeschwindigkeit einen großen Einfluss auf die Verletzungsgefahr hat. Bei einem Aufprall mit 80 km/h ist das Verletzungsrisiko deutlich höher als bei einem Aufprall mit 64 km/h.

Dieses Prinzip lässt sich auf den Klimawandel übertragen. Die Folgen des Klimawandels werden deutlich schlimmer sein, wenn wir die Erde um 2°C erwärmen als wenn wir sie nur um 1,5°C erwärmen. Klimaschutz bedeutet die Reduktion der Aufprallgeschwindigkeit. Das bedeutet, dass es bei geringerer Aufprallgeschwindigkeit geringere Schäden für das Klima gibt. Dr. Bayr betonte, dass trotz Naturkatastrophen, wie Flutkatastrophen, die Folgen durch den Klimawandel abgemildert werden könnten, wenn wir konsequent handeln.

Ein Blick auf die globale Wirtschaft und Vermögensverteilung zeigt die Ungerechtigkeit auf dieser Welt. Dr. Bayr wies darauf hin, dass eine hohe Wirtschaftskraft pro Einwohner oft mit höheren CO2-Emissionen einhergeht. Er warnte vor einem drohenden 6. Massensterben in der Erdgeschichte, das durch menschliche Einflüsse verursacht wird. Die ungleiche Vermögensverteilung, besonders zwischen den reichsten 26 Menschen und den ärmsten 50% der Weltbevölkerung, verdeutlichte die sozialen Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Er betonte die Verletzlichkeit von Ländern des globalen Südens, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, aber am stärksten von dessen Folgen betroffen sind.

Dr. Bayr zeigte auch Hoffnung und Lösungsansätze im Kontext des Klimawandels. Er betonte den Top-Down- und Bottom-Up-Ansatz, während er darauf hinwies, dass unsere zu lineare Weltsicht oft die eigene Wirksamkeit unterschätzt. Dabei führte er das Lineare vs. Nichtlineare Weltbild an und verdeutlichte dies anhand von Beispielen wie “Plants for the Planet” und Greta Thunberg, die den Wandel von klein zu groß repräsentieren.

Mit dem Eisbergmodell der Kultur erklärte Dr. Bayr, dass nur 10% der Veränderungen sichtbar sind (Handeln), während 90% unter der Oberfläche (Denken, Werte) verborgen bleiben. Er forderte dazu auf, vom Egodenken zum Ökosystemdenken überzugehen und präsentierte soziale Kippunkte als Schlüssel zur Stabilisierung des Klimas. Bayr thematisierte den Wertewandel als eine “moralische Revolution”, vergleichbar mit der Abschaffung der Sklaverei oder der Einführung der Frauenrechte. Er identifizierte drei Phasen der Bewusstseinsentwicklung: Phase 1 (kein Problem), Phase 2 (Problem, aber…), und Phase 3 (Problemlösung). Aktuell stehen wir zwischen Phase 2 und 3. Als Lichtblick wurden die Entwicklungen bei erneuerbaren Energien vorgestellt. Technische Innovation unterstützten uns dabei, erneuerbare Energien günstiger als fossile Energien zu gestalten. Bayr betonte jedoch, dass die nächsten 10 Jahre entscheidend seien, um die Chance des Klimawandels als transformative Kraft zu nutzen. Bayr rief dazu auf, Zukunftsangst durch Zukunftslust zu ersetzen. Als Beispiel ist hier Kopenhagen als Vorbild zu nennen, da die Stadt es geschafft hat, das Klimarisiko als Chance für Nachhaltige Mobilität zu nutzen. Er betonte, dass wir uns bei 1,5°C noch anpassen können, solange wir keine Kippelemente auslösen. Statt auf rein technische Lösungen zu setzen, sollten wir unsere Baumstände schützen, um die ökologische Balance zu bewahren.

Dr. Tobias Bayr sorgte dafür, dass wir uns einen Überblick über Chancen und Risiken des Klimawandels verschaffen konnten. Zudem machte er deutlich, dass unser Handeln in den nächsten Jahren über die Richtung des globalen Klimaschutzes entscheiden wird.

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